(PDF) 2013-1 Wie Tiere Kinder fördern, Ein Herz für Tiere
wenn die Kinder selber fürsorglich sind weiß Claudia Moser: Anders als im Unterricht gibt es bei den Tieren keine „unausgesprochenen Vorwürfe….
Kölnpfad Wandern durch Raum und Zeit
Mülheim.
Eicheln und Kastanien gibt es in Hülle und Fülle. Die Kinder haben Spaß, darin zu wühlen. Hannah findet jede Menge Tannenzapfen und Carlo ist schon Experte für Riesenpilze. Eine kleine Sensation hat Wanderführerin Claudia Moser parat: In der Hand hält sie eine kleine grüne Pflanzen-Kapsel, die sich auf einem Blatt gebildet hat. In der Kapsel sind lauter Gallwespenlarven, die vom Blattgrün naschen und dann irgendwann schlüpfen, wenn sie groß genug sind. „Ui“, raunen da die Mädchen und Jungen und machen große Augen. Später sagt eines der Mädchen, dass es für die vielen Wespenkinder in der Kapsel doch fürchterlich eng sein müsse. Es war die offizielle Eröffnung des Kölnpfades. Bei der Kinderführung des Kölner Eifelvereins hatten sich rund zwei Dutzend Mädchen und Jungen mit ihren Eltern von Claudia Moser und Anke Eck an den Strunder Bach führen lassen. Die Erwachsenen zog es derweil einen Steinwurf weiter zur Saaler Mühle an die Stadtgrenze zu Bergisch Gladbach. Zuvor waren sie alle zu einer kleinen Feierstunde ins Straßenbahnmuseum Thielenbruch gekommen. Die Kinder mit ihren Piratentüchern und Mini-Rucksäcken, und die großen Wanderer mit ihren getönten Sonnenbrillen, Baseball-Kappen und Maxi-Rucksäcken.
Die Bläck Fööss schmetterten das Mottolied zum Köln Pfad „Eimol öm Kölle röm“ zusammen mit dem Chor der katholischen Hauptschule Großer Griechenmarkt. Oberbürgermeister Fritz Schramma, Schirmherr der Veranstaltung, pries das Wandern als Trendsport und erhielt vom Naturschutzreferenten des Deutschen Wandervereins, Helmut Seitel, Sekundanz. Immerhin schnüren sich 49 Prozent der Deutschen ab und an die Wanderschuhe. „Und 13 Prozent machen das sogar oft“, so Seitel.
Der Kölner Eifelverein hat in jahrelanger Pionierarbeit mit den Wanderfreunden den entsprechenden Parkour ausgetüftelt – den Kölnpfad. 171 Kilometer führt der Rundweg durch die Außenbezirke der Stadt, schlängelt sich am Rhein entlang, durchmisst den Königsforst und die Wahner Heide. Man gelangt im Kölner Süden an die Rhododendronschlucht, die auf den Trümmern eines preußischen Forts angelegt wurde, und an den Forstbotanischen Garten, in dem sich auf 25 Hektar Bäume aus dem Kaukasus, Japan, China und Nordamerika finden.
Wer sich auf dem Wanderweg hält, schlägt aber nicht nur eine Schneise durch den Raum, sondern auch durch die Zeit. Die Wanderer streifen fränkische Gutshöfe, Industrielandschaften aus dem 19. Jahrhundert und sehr moderne Kranhäuser im Rheinauhafen, die von der Rodenkirchener Brücke aus zu sehen sind. Zeitlos sind dagegen die Naturschutzgebiete wie das am Gierather Wald, in dem 220 verschiedene Vogelarten leben.
Das stadtnahe Grün in Köln war vor nicht allzu langer Zeit keine Selbstverständlichkeit – wie Steffi Machnik in ihrem jüngst erschienenen Buch „Der Kölnpfad“ festhält. Bis Ende des 19. Jahrhunderts hatten die Kölner nämlich ihren gesamten Waldbestand abgeholzt, um die Fläche für die Landwirtschaft zu nutzen. Erst vor 120 Jahren wurden in Dünnwald die ersten Waldbäume gepflanzt. Heute sind 15 Prozent der Stadtfläche mit Wald bedeckt – immerhin 6000 Hektar. Platz genug für viele, viele Riesenpilze und Gallwespen.